Der Bandscheibenvorfall

Man findet den Bandscheibenvorfall auch unter den Begriffen Discopathie oder Dackellähme.

Es
handelt sich dabei zumeist um eine altersabhängige, degernative
Erkrankung der Wirbelsäule. Jedoch gibt es besonders prädisponierte
Rassen, die bereits als junge Erwachsene Bandscheibenprobleme haben
können. Es handelt sich dabei um die so genannten chondrodystrophen
Rassen, wie bspw. den Dackel und seine Mischlinge.

Beim
Bandscheibenvorfall tritt die Bandscheibe in den Wirbelkanal ein und übt
dort Druck auf das Rückenmark und die darum liegenden Nerven aus. Dies
kann sehr schmerzhaft sein und zu neuronalen Beschwerden, wie eine
teilweise oder komplette Lähmung einer Gliedmaße, führen.

Da ein
Bandscheibenvorfall sowohl im Hals als auch Brust- oder Lendenbereich
auftreten kann, zeigt sich jeweils ein differenziertes Bild.
Veränderungen der Bandscheibe im Halsbereich lösen die folgenden
Symptome aus:

  • steife Kopfhaltung
  • angespannte Nackenmuskulatur
  • Gelegentliche Schmerzlaute
  • Ein Anfassen im Halsbereich lässt Ihr Hund nicht zu
  • Lahmheit der Vorderläufe – einzeln oder beidseitig

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Bandscheibenprobleme im Brust- oder Lendenbereich, führen zu folgenden Symptomen:

  • Inkontinenz beim Harn- und Kotabsatz
  • Probleme beim Kotabsatz
  • gekrümmte Rückenhaltung
  • Lähmungen
  • Schmerzen an der Wirbelsäule beim Anfassen

Wie kommt es beim Hund zu einem Bandscheibenvorfall?

Ein Bandscheibenvorfall beim Hund hat unterschiedliche Ursachen:

Altersbedingter Bandscheibenvorfall

Ein Schaden an der Bandscheibe kann in Abhängigkeit der Hunderasse ab dem vierten Lebensjahr bis zum zehnten Lebensjahr auftreten. Hunderassen mit einem langen Rücken sind deutlich früher betroffen als andere Hunderassen. 

Folgende Rassen erleiden häufig einen Bandscheibenvorfall: Dackel, Pekinesen, Cocker Spaniel, kleine Terrier oder auch Bassets.

Mechanische Verletzungen an der Bandscheibe

Durch eine massive Stoßverletzung kann eine Bandscheibe massiv geschädigt werden. Auslöser können ein Sprung vom Sofa oder aus dem Auto sein. Auch beim Herumtoben kann es zu einer Verletzung der Bandscheibe kommen.

Degenerativer Bandscheibenvorfall

In diesem Fall bildet sich das Zentrum der Bandscheibe nicht wie vorgesehen gewebsmäßig aus, sondern knöchern. Eine kalkähnliche Masse vermindert die Beweglichkeit der Bandscheibe. Dringt diese in den
Wirbelkern vor, kann dies einen Bandscheibenvorfall auslösen.

Überlastung der Wirbelsäule

Durch einen zu hohen Einsatz Ihres Hundes im Sport, bspw. beim Agility, oder auch schon im Alltag durch zu viel körperliche Aktivität kann es zu einem Bandscheibenvorfall kommen. Dies kann insbesondere dann erfolgen, wenn die Aktivitäten sehr einseitig sind und kein Ausgleich geschaffen wird. Die Wirbelsäule
verliert dabei an Elastizität, wodurch das Gewebe empfindlicher wird und schneller reißt.

Bewegungsmangel

Das andere Extrem – Bewegungsmangel – ist auch nicht gut für die Bandscheibe. In diesem Fall wird die Bandscheibe nicht richtig versorgt, es kommt zu einer Unterversorgung. Nur durch Bewegung wird die
nährstoffreiche Flüssigkeit im Gewebe hin und her gepumpt. Geht ihr Hund nicht raus, läuft und spielt nicht, kann es zu einer Degeneration der Bandscheibe und einem Austrocknen des Gallertkern kommen.

Zusatz zu chondrodystrophen Hunden:

Bei chondrodystrophen Hunden liegt ein mangelndes Knorpelwachstum durch eine zu schnelle Verknöcherung an allen Wachstumsfugen (Epiphysenfugen) vor. Ein Längenwachstum der langen Röhrenknochen, wie
bspw. dem Oberschenkelknochen, ist somit nicht mehr gegeben und es kommt zu einem Zwergenwuchs (disproportionierter Zwergwuchs). Diese Hunde haben kurze Extremitäten und der Kopf wirkt sehr groß. Die geistige Entwicklung ist aber normal.

Dieser Zwergenwuchs wird durch eine Insertion des FGF4-Retrogens an einer bestimmten Stelle auf dem Hundechromosom 12 verursacht. Diese Mutation wurde auch als Risikofaktor für die Bandscheibenerkrankung (IVDD – Intervertebral Disc Disease) identifiziert.
Bei IVDD kommt es zu einer Degenerativen und/oder Verkalkung der Bandscheiben. Hierdurch drückt der gallerartige Kern der Bandscheiben auf das Rückenmark. 

Die Therapie

Die Therapie hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Es ist entscheidend, ob bereits Lähmungserscheinungen bestehen, ob eine OP ohne Lähmungen durchgeführt wurde oder eine konservative Behandlung angestrebt wird. Bei Lähmungen werden ganz spezielle Übungen zur Anregung der Nerven durchgeführt.  Dazu gehört das immer wieder Aufstellen des Hundes, das passive Bewegen der Gliedmaßen, um im Gehirn die Nervenbahnen wieder anzuregen und das Reizen der Muskeln über bspw. Elektrotherapie. Bewegungstherapie zur Wiedererlangung des physiologischen Gangbildes ist ebenfalls ein wichtiger Baustein der Therapie. Ist eine OP durchgeführt worden, kann direkt mit einer Wundbehandlung mit Hilfe eines therapeutischen Lasers begonnen werden. Massagen helfen die umliegenden Strukturen zu entspannen und Schmerzen zu lindern. Dehnübungen dienen dazu, die Mobilität wieder herzustellen. Ist die Wunde verheilt, kann das Unterwasserlaufband zum Aufbau der Muskeln eingesetzt werden.Bei einer konservativen Behandlung wird über Massagen, Dehnübungen, spezielle osteopathische Anwendungen zur Lockerung der Faszien und folgenden Kraftübungen zum Aufbau der Muskulatur ein Heilungserfolg erreicht. Eine Lasertherapie ist auch hier empfehlenswert, um Muskeln zu entspannen und Schmerzen zu lindern. Der Einsatz des Unterwasserlaufbandes ergänzt die Kraftübungen und führt zu einem schnellen Muskelaufbau.